Feuerwehrwesen

FEUERWEHRWESEN

Der Grosse Rat hat im Berichtsjahr die Rechtsgrundlagen für das neue Beschaffungsmodell der Brandschutzbekleidung geschaffen. Das Ausbildungsjahr 2020 der Feuerwehren war durch die Coronavirus-Pandemie geprägt. Kurse mussten abgesagt beziehungsweise verschoben werden. Auch ein Teil der AGV-Schülertage 2020 fiel dem Virus zum Opfer. Anlässlich von vier Informationsveranstaltungen wurden die Brunnenmeisterinnen und -meister sowie Vertreterinnen und Vertreter von Feuerwehren und Behörden über Neuigkeiten im Bereich der Wasserversorgung informiert. Im Berichtsjahr wurden die aargauischen Feuerwehren zu 4’918 Einsätzen aufgeboten.

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Optimierte Beschaffung im Feuerwehrwesen

Seit Ende 2019 bietet die AGV den Gemeinden an, in ihrem Auftrag neue Feuerwehrfahrzeuge zu beschaffen und die Gemeinden und Feuerwehren so vom gesamten Submissionsprozess zu entlasten. Drei Gemeinden haben im Berichtsjahr von der Möglichkeit Gebrauch gemacht und Submissionen, die nach GATT/WTO-Abkommen öffentlich ausgeschrieben werden müssen, der AGV übertragen. Das grosse Mitspracherecht bei der Finalisierung der Pflichtenhefte zur Ausschreibung schätzen die Feuerwehren sehr. Für die Gemeinden ist es eine grosse administrative Entlastung, dass sie die gesamte Submission mit allen rechtlich relevanten Begleiterscheinungen an die AGV delegieren können.

Fahrzeugbeschaffungen für die Stützpunktfeuerwehren
Die AGV hat bereits im Jahr 2018 erste gemeinsame, baugleiche Fahrzeugbeschaffungen für Gemeinden ausgeschrieben. So wurden in den Jahren 2019 und 2020 insgesamt sechs schwere Tanklöschfahrzeuge und elf Strassenrettungsfahrzeuge bestellt und ausgeliefert. Die Fahrzeuge haben im Berichtsjahr anlässlich verschiedener Einsätze bereits ihr Potenzial unter Beweis gestellt. Am 8. Juni 2020 konnte die grossrätliche Kommission für öffentliche Sicherheit (SIK) in Möriken die beiden Fahrzeugtypen in Augenschein nehmen und sich eingehend über die gemeinsame Beschaffung informieren.

Brandschutzbekleidung
Teil der Optimierung im Bereich Feuerwehr-Beschaffungswesen ist auch die Beschaffung von Brandschutzbekleidung. Dafür war eine Anpassung des Gebäudeversicherungs- und des Feuerwehrgesetzes nötig. Am 8. Dezember 2020 hat der Grosse Rat die entsprechende Gesetzesrevision in zweiter Lesung gutgeheissen. Die vier Submissionen für Logistikpartner, Brandschutzjacken und -hosen, Brandschutzhandschuhe und –stiefel konnten erfolgreich durchgeführt werden. Insgesamt wurden 45 Angebote eingereicht und bis Ende 2020 ausgewertet.

Die fünf geeignetsten Brandschutzjacken und -hosen werden zu Beginn des Jahres 2021 durch die Empa St. Gallen unter Laborbedingungen eingehend geprüft. Die drei Brandschutzjacken und -hosen, die durch die Empa am besten bewertet werden, sowie die Brandschutzhandschuhe und -stiefel werden alsdann durch 21 Testpersonen aus dem Instruktorenkorps der AGV und Vertretern des Aargauischen Feuerwehrverbands (AFV) ausgiebig in Realsituationen getragen, beurteilt und bewertet. Das aufwendige Auswahlverfahren gewährt für die Feuerwehren im Kanton Aargau, dass qualitativ sehr hochwertiges Ausrüstungsmaterial beschafft wird. Nach der Beschaffung der Brandschutzbekleidung durch die AGV wird sie durch einen Partner zentral gelagert und den Aargauer Feuerwehren gegen ein Entgelt überlassen.

Für die Umsetzung müssen im Jahr 2021 noch die entsprechenden Verordnungen erlassen beziehungsweise angepasst werden, sodass die Änderungen am 1. Januar 2022 in Kraft gesetzt werden können und im ersten Quartal 2022 mit dem neuen Mietmodell gestartet werden kann. Die Feuerwehren und Gemeinden erhalten bis Mitte 2021 eine verbindliche Kostenberechnung für ihre Budgetierung 2022.

Ausbildung

Für die Ausbildungsorganisationen war das Jahr 2020, wie für alle andere Branchen auch, eine besondere Herausforderung. Als namhafte Ausbildungsorganisation für Feuerwehrleute war die AGV mit ihren über 100 Kursen pro Jahr stark von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie betroffen. Es galt, eine verantwortungsvolle Balance zwischen der Minimierung des Ansteckungsrisikos und der Erfüllung des Kernauftrags zu finden. Schliesslich geht es auch neben der Coronavirus-Pandemie um andere Bereiche zum Schutz und zur Sicherheit der Bevölkerung. Selbstverständlich wurden alle Ausbildungen unter Berücksichtigung strenger Schutzkonzepte durchgeführt. 

51 der 103 geplanten Kurse mussten absagt werden, einige davon sehr kurzfristig. In der Folge konnten 2’737 Feuerwehrleute ihre vorgesehene Aus- oder Weiterbildung im Jahr 2020 nicht absolvieren. Die AGV wird alle Möglichkeiten ausschöpfen, um diesen Rückstand in den nächsten Jahren wieder zu kompensieren. Es ist ihr ein grosses Anliegen, dass die Personal- und Kaderplanung der Milizorganisation Feuerwehr in der richtigen Spur bleibt.

Nennenswert für einen Rückblick auf das Jahr 2020 sollen aber nicht in erster Linie die abgesagten Kurse sein. Vielmehr schaut die Abteilung Feuerwehrwesen auf die 52 durchgeführten Ausbildungsveranstaltungen zurück. Jeder Kurs verfügte über ein individuelles Schutzkonzept. Jedem dieser Konzepte lagen folgende vier Ziele zugrunde:

  • Das Ansteckungsrisiko soll für Kursteilnehmende, Ausbildende und Hilfspersonen auf ein Minimum reduziert sein.
  • Alle im Rahmen des Kurses erfolgten Kontakte sollen lückenlos zurückverfolgt werden können.
  • Die Vorgaben der Behörden werden eingehalten.
  • Die Durchführung der Kurse soll der Bevölkerung ein gutes Vorbild sein.

Die Feuerwehrleute nahmen die Schutzkonzepte und die damit verbundenen Anordnungen ausnahmslos an und hielten sie konsequent ein. Die AGV dankt allen Beteiligten für dieses vorbildliche Verhalten.

Nachstehend einige Impressionen aus dem Einführungskurs für Gruppenführerinnen und -führer im August 2020.

Wo immer möglich: Maske und Abstand

Wo immer möglich: Maske und Abstand

Schnittschutz, Helm und Maske: Da kann gar nichts mehr passieren.

Schnittschutz, Helm und Maske: Da kann gar nichts mehr passieren.

AGV-Schülertage 2020

Der Verwaltungsrat der AGV hat im Sommer 2019 der vierten Durchführung der AGV-Schülertage grünes Licht gegeben. Im Jahr 2020 wurden somit wieder 20 Schülertage «Feuer und Wasser» angeboten. Die rund 2’000 Plätze waren gut zwei Wochen nach der Ausschreibung ausgebucht.

Die vor den Sommerferien geplanten AGV-Schülertage 2020 im Zivilschutzausbildungszentrum in Eiken (ZAZ) mussten aufgrund der Coronavirus-Pandemie abgesagt werden. Den verbliebenen 11 Tagen im September stand dann aber nach der Lockerung vom 27. Mai 2020 nichts mehr im Weg, natürlich unter Einhaltung der Vorgaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) und einer entsprechenden Weisung des Departements Bildung, Kultur und Sport (BKS). In Zusammenarbeit mit dem ZAZ hat die AGV als Organisatorin der Schülertage ein Coronavirus-Schutzkonzept erarbeitet. Darin integriert wurden die Hygiene- und Verhaltensregeln des BAG, die Weisung des BKS, die Hygieneschutzmassnahmen des Unternehmens Carmäleon Reisen AG sowie das Schutzkonzept des ZAZ selber. 

Die Lehrpersonen und Eltern der teilnehmenden Kinder wurden mit den Reiseunterlagen über die wichtigsten Schutzmassnahmen schriftlich informiert. So überreichten die Lehrkräfte den Verantwortlichen der AGV gleich bei Ankunft in Eiken die Kontaktdaten aller anwesenden Lehr- und Begleitpersonen sowie der Eltern der teilnehmenden Kinder. Für die erwachsenen Personen galt während des gesamten Tages eine Maskenpflicht. Am Morgen, vor Eintritt in das ZAZ, sowie vor dem Mittagessen und zum Abschluss des Schülertages war für alle Händewaschen angesagt. Insbesondere die Kinder hatten ihren Plausch an den mobilen Händewaschbecken. 

Unabhängig von Covid-19 standen der Schutz und die Sicherheit der Kinder im Zusammenhang mit dem Schülertag auch 2020 im Vordergrund. Das ist schon seit der ersten Durchführung im Jahr 2012 der Fall. So wurden nach einer kurzen Einführung die Kinder mit Regenjacke, Regenhose, Gummistiefel, Handschuhen und, ganz wichtig, mit Helm ausgerüstet. Und während den Lektionen wurden die Kinder bestens instruiert und betreut.

Schültertag-Uniform
Strahlrohr
Löschdecke
Pfannenbrand

An den AGV-Schülertagen 2020 wurden somit etwas über 1’000 Kinder der vierten bis sechsten Klassen aus dem Kanton Aargau für die Gefahren sensibilisiert, die von Feuer und Wasser ausgehen können. Sie durften selber Hand anlegen, bauen, löschen, kriechen und klettern – immer gut betreut und nie alleingelassen. So konnte auch die vierte Durchführung der Schülertage unfallfrei beendet werden. Dies ist nicht nur den Sicherheitsmassnahmen zu verdanken, sondern insbesondere den erfahrenen Instruktorinnen und Instruktoren und den umsichtigen Hilfspersonen.

A = Löschwasserversorgung
B = Feuerwehrfahrzeuge
C = Feuerwehrlokale
D = Jahrespauschale an theoretische Investitionskosten einer Feuerwehr

Informationsveranstaltung Löschwasserversorgung

Im Februar 2020, noch vor der Coronavirus-Pandemie, lud die AGV zu vier Informationsveranstaltungen an vier verschiedenen Standorten im Kanton Aargau ein. Total haben über 360 aktive Zuhörerinnen und Zuhörer teilgenommen. Das bunt gemischte Publikum setzte sich aus Brunnenmeisterinnen und -meistern und Vertreterinnen und Vertretern von Feuerwehren und Behörden zusammen. Diese Veranstaltungen boten der AGV Gelegenheit, über drei Themen zu informieren und zahlreiche Fragen in diesem Zusammenhang zu beantworten:

Einführung Richtlinie Löschwasserversorgung Kanton Aargau
Die Feuerwehr Koordination Schweiz FKS führte per 1. Oktober 2019 die neue Richtlinie «Versorgung mit Löschwasser» ein. Folglich überarbeitete die AGV die Richtlinie für die Löschwasserversorgung des Kantons Aargau. Diese trat per 1. Januar 2020 in Kraft. Das vorgegebene Volumen der Löschreserven und die erforderliche Wasserlieferung am Hydranten sind unverändert. Die Zuweisung zur Nutzungszone und die Werte werden aber präziser dargestellt. Ebenfalls präziser formuliert sind die Bedingungen für einen Beitrag an die Verbesserung des Löschschutzes ausserhalb der Bauzone. Die erforderliche Wasserlieferung ab Hydrant muss neu bei einem minimalen Fliessdruck von 2 bar (vorher: 3.5 bar) erreicht werden. Des Weiteren hat die neue Richtlinie auch Auswirkungen auf die Definition des Sicherheitszuschlags auf Löschreserven und deren Auslösung durch die Feuerwehr bei jedem Brandereignis.

Störungen der Wasserversorgung durch die Feuerwehr vermeiden
Jeder Bezug ab Hydrant kann zu Störungen in der Wasserversorgung führen. Diese Risiken lassen sich nicht pauschal ausschliessen. Es ist im Interesse aller Parteien, die Eintretenswahrscheinlichkeit und das Schadenausmass einer solchen Störung so klein wie möglich zu halten. Wichtig ist, dass die Feuerwehren und die Brunnenmeisterinnen und -meister die Gefahren und die Auslöser so genau wie möglich kennen. Nur so kann das maximal Mögliche für die Risikominimierung erreicht werden.

Überprüfung Löschwasserreserven im Kanton Aargau
Die Vorgaben über die geforderten Löschwasserreserven haben sich nicht verändert. Diese Mengenangaben richten sich jedoch nach der Bauzone mit der höchsten Anforderung. Im Laufe des Jahres 2020 hat die AGV zusammen mit den Brunnenmeisterinnen und -meistern eine flächendeckende Erhebung der vorhandenen Mengen sowie Zonen mit den höchsten Anforderungen vorgenommen. So soll verhindert werden, dass zonenkonforme Bauprojekte aufgrund von Fehlmengen abgelehnt werden müssen. Zudem will die AGV damit erreichen, dass die Behebung vorhandener Fehlmengen in die mittelfristige Planung einfliessen kann. Im ersten Quartal 2021 werden die Gemeinden über die Ergebnisse der Erhebung informiert. Die Gemeinden sollen dadurch eine Unterstützung in der mittelfristigen Infrastrukturplanung erhalten.

Die Einsätze im Überblick

Im Berichtsjahr wurden die aargauischen Feuerwehren zu 4’918 (2019: 4’478) Einsätzen aufgeboten.

Die Einsätze der Feuerwehren im Überblick20202019
Gebäudebrände302297
Waldbrände3422
Gras-, Bord- und Abfallbrände6231
Fahrzeugbrände5862
Elementarereignisse451371
Öl-, Chemie- und Umwelteinsätze355344
Rettungen bei Verkehrsunfällen2030
Personenrettungen aus Wohnungen, Lift usw.555613
Tierrettungen6067
Wespen- und Hornissennester entfernen798265
Verkehrsregelungen, Saalwache etc.103189
Andere Hilfeleistungen1’0621’093
Alarm ohne Einsatz (vorwiegend automatische Brandmeldungen)1’0581’094
Total4’9184’478