Feuerwehrwesen

Feuerwehrwesen

Das Beschaffungsprojekt «Brandschutzbekleidung» nimmt nicht nur Hand und Fuss, sondern auch Hose und Jacke an. Nach dem Besuch am AGV-Kurs Ausbildung für Ausbildnerinnen und Ausbildner sind die Teilnehmenden befähigt, ihr Wissen als Ausbildungsoffizierinnen und -offiziere an die neu rekrutierten Angehörigen der Feuerwehr weiterzugeben. Anlässlich verschiedener virtueller Foren wurden die Feuerwehrkommandantinnen und -kommandanten und einmal die Gemeinderätinnen und -räte mit dem Ressort Feuerwehr mit wertvollen Informationen bedient. Das webbasierte Unwettermodul zeigt der Feuerwehr umgehend auf, welche Elementarschadenmeldungen von der Kantonalen Notrufzentrale erfasst werden. Im Berichtsjahr wurden die aargauischen Feuerwehren zu 5’687 Einsätzen aufgeboten.

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Mietmodell Brandschutzbekleidung

Im Jahr 2020 wurden die vier Submissionen für Logistikpartner, Brandschutzjacken und -hosen, Brandschutzhandschuhe sowie Brandschutzstiefel durchgeführt. Der Auftrag für den Logistikbetrieb konnte im November 2020 vergeben werden. Die fünf wirtschaftlich besten Brandschutzjacken und -hosen wurden zu Beginn des Berichtsjahrs in der Eidgenössischen Materialprüfungsanstalt geprüft. Nach Auswertung der Resultate erfolgte eine Reduktion von fünf auf noch drei Produkte. Von Ende März bis August 2021 wurden diese drei Produkte von einer Testgruppe ausgiebig in Realsituationen getragen, beurteilt und bewertet. Die Testgruppe bestand aus 21 Personen – Feuerwehrangehörige aller Grössenklassen, Instruktorinnen und Instruktoren und der Aargauische Feuerwehrverband waren vertreten. Nach Auswertung dieser Resultate erfolgten die Zusagen für die Produkte (Jacken und Hosen, Handschuhe, Stiefel).

Der Grosse Rat hat am 28. Dezember 2020 die gesetzlichen Grundlagen mit Inkraftreten auf 1. Januar 2022 für die Einführung des Mietmodells geschaffen. Im Berichtsjahr wurden nun die Ausführungserlasse beschlossen. Die angepassten Verordnungen, insbesondere die Feuerfondsverordnung (zukünftig Interventionsfondsverordnung), traten per 1. Januar 2022 in Kraft. Nach Beschaffung der Brandschutzbekleidung durch die AGV wird diese über den Logistikpartner zentral gelagert und den Aargauer Feuerwehren gegen ein Entgelt überlassen.

Nicht nur monatelange Lieferfristen auf dem Textilmarkt führen zu Verzögerungen bei der Produktion der Brandschutzjacken und -hosen. Gegen den Vergabeentscheid im Rahmen des Submissionsverfahrens wurde eine Beschwerde eingereicht, welche auch zu einer zeitlichen Verzögerung führt. Die ursprünglich für das dritte Quartal 2022 vorgesehene Auslieferung ist nicht mehr realistisch, sie wird wohl erst 2023 erfolgen können. 

Ausbildung

Wie bei allen Bildungsorganisationen hatten Covid-19 und die damit zusammenhängenden Schutzmassnahmen grosse Auswirkungen auf die Ausbildungstätigkeiten der AGV, im Speziellen im Feuerwehrwesen. Im Jahr 2020 musste die Hälfte der Kurse abgesagt werden. Um den Ausbildungsauftrag gegenüber den Gemeinden und ihren Feuerwehren zu erfüllen, wurde der Kursbetrieb im Februar 2021 wiederaufgenommen. Das Kursangebot wurde erweitert, um die Ausbildungsrückstände aus dem Jahr 2020 zu kompensieren. Die ausgeschriebenen Kurse konnten unter Einhaltung strenger Schutzkonzepte durchgeführt werden. Eine Ausnahme gab es: Die Weiterbildungskurse für Offizierinnen und Offiziere mussten Corona-bedingt abgesagt werden. 

Rund 11’000 Frauen und Männer leisten im Kanton Aargau aktiven Feuerwehrdienst. Die Bildungsorganisation der AGV ist so ausgelegt, dass knapp die Hälfte davon jährlich einen Aus- oder Weiterbildungskurs der AGV besuchen kann. Der Lehrkörper setzt sich aus Instruktorinnen und Instruktoren, Ausbildungsoffizierinnen und -offizieren sowie Fachpersonen mit entsprechendem beruflichen Hintergrund zusammen.

Die Ausbildungsoffizierinnen und -offiziere sind neben ihrer Tätigkeit in der eigenen Feuerwehr zusätzlich in der Ausbildung an AGV-Einführungskursen für Angehörige der Feuerwehr tätig. Sie leisten damit einen bedeutenden Beitrag zur Grundausbildung in den Bereichen Rettungsdienst, Brandbekämpfung und technische Hilfeleistung. Das Feuerwehrwesen Kanton Aargau darf auf einen Bestand von rund 200 Ausbildungsoffizierinnen und -offizieren zählen. Damit das Milizsystem der Feuerwehr funktionieren kann, ist es auf diese Unterstützung angewiesen.

Die AGV bietet jährlich Fachkurse im Bereich Methodik/Didaktik für Ausbildende an. Die Kurse helfen den Teilnehmenden, sich auf die Lehrtätigkeit vorzubereiten. Im Berichtsjahr wurden in Reinach zwei entsprechende Lehrgänge mit insgesamt 30 Teilnehmenden durchgeführt. Dabei befassten sich die künftigen Ausbildnerinnen und Ausbildner mit der Frage: «Wie lernt der Mensch?» Wenn die Funktionsprinzipien des Lernens bekannt sind, kann auch weitgehend auf die individuellen Lernansprüche der Teilnehmenden eingegangen werden.

Neu eingeteilte Feuerwehrleute sind ein dankbares und angenehmes Publikum. Sie sind motiviert und neugierig. Mit den notwendigen methodisch/didaktischen Kenntnissen gelingt es den Ausbildnerinnen und Ausbildnern, diese Grundmotivation zu nutzen und die Neueingeteilten auf ihre Tätigkeit in der Feuerwehr vorzubereiten.

Der richtige Umgang mit Lernwiderständen ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt auf dem Weg zum Erfolg. Zu den Lernwiderständen gehören äussere Einflüsse wie Kälte, Hitze, Hunger, Lärm und vieles mehr. Aber auch Faktoren wie persönliche mentale Verfassung und zwischenmenschliche Empfindungen können das Aufnahmevermögen negativ beeinflussen. Es geht einerseits darum, vermeidbare Lernwiderstände zu eliminieren. Andererseits aber, und das erscheint noch wichtiger, darum, mit unvermeidbaren Lernwiderständen sorgfältig und zielgerichtet umzugehen.

Zur Illustration didaktischer Einsichten dient die Knotenkunde.

Zur Illustration didaktischer Einsichten dient die Knotenkunde.

Der Kursleiter bespricht eine Kurzübung.

Der Kursleiter bespricht eine Kurzübung.

Virtuelle Foren

Neue Massnahmen oder neue Entscheidungen werfen auch immer wieder neue Fragen auf. Bei vielen Fragen ist es sinnvoll, die Antworten allen zugänglich zu machen. Im Berichtsjahr führte die AGV erstmals virtuelle Foren durch: drei mit den Kommandantinnen und Kommandanten der Aargauer Feuerwehren und eines mit den Gemeinderätinnen und -räten des Kantons Aargau mit dem Ressort Feuerwehr. 

An den virtuellen Foren mit den Feuerwehrkommandantinnen und -kommandanten nahmen durchschnittlich 130 Personen teil. Hauptthemen waren die aktuelle Pandemiesituation im Zusammenhang mit dem Feuerwehrwesen sowie Informationen zum Ausbildungsbetrieb und zu den laufenden Projekten der AGV. Die Foren boten auch Platz für tagesaktuelle Themen und Fragen der Teilnehmenden.

Im Forum mit den Gemeinderätinnen und -räten mit dem Ressort Feuerwehr wurde ebenfalls über die oben genannten Themen informiert. Im zweiten Teil des Meetings konzentrierte sich die AGV auf allgemeine Informationen zum Feuerwehrwesen, die bei der Erfüllung der Ressortaufgaben behilflich sein können. 

Unwettermodul

Bei einem Elementarereignis führt die Feuerwehr-Einsatzleitung den Einsatz nicht vor Ort, sondern richtet sich im Feuerwehrmagazin ein. Hier treffen laufend Meldungen zu einzelnen Ereignissen ein und können so zentral vom Magazin aus koordiniert werden. Die Ereignismeldungen wurden bis anhin von der Kantonalen Notrufzentrale (KNZ) per Fax und E-Mail an die Feuerwehren weitergeleitet. Das Faxgerät hat jedoch bei vielen Feuerwehren ausgedient. Die AGV hat deshalb mit dem Hersteller des bereits im Einsatz stehenden Alarmierungssystems MoKoS (Modulares Kommunikations-System) einen zusätzlichen Alarmierungskanal für Unwetter aufgeschaltet.

Anfang 2021 konnte die AGV allen Aargauer Feuerwehren eine Webseite zur Verfügung stellen, das sogenannte MoKoS-Unwettermodul. Die Schadenmeldungen werden von den Disponentinnen und Disponenten der KNZ im Alarmierungssystem erfasst. Die Meldungen werden automatisch an das Unwettermodul übermittelt und sind dort für die Feuerwehr unmittelbar ersichtlich. Sobald sich die im Einsatz stehende Feuerwehr auf der Webseite anmeldet, wird dies in der KNZ angezeigt. Die einzelnen Alarmmeldungen werden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr via Telefon an die Angehörigen der Feuerwehr übermittelt, sondern zeitsparend auf der Webseite publiziert und der Einsatzleitung der Feuerwehr angezeigt. So kann die Einsatzleitung die eintreffenden Meldungen priorisieren und entscheiden, welche Feuerwehrleute zu welchem Schadenereignis eingeteilt werden. Und wenn es noch mehr Einsatzkräfte braucht, kann die Einsatzleitung via KNZ eine Nachalarmierung auslösen.

Bereits im Januar 2021 wurde das neue System während der ersten Unwetter auf die Probe gestellt und hat sich bewährt. Definitiv etabliert hat sich das System während der Unwetter im Frühling und Sommer. Rückmeldungen von Feuerwehren und Mitarbeitenden der KNZ haben bestätigt, dass das Unwettermodul einen Mehrwert und eine Verbesserung beim Versenden und Empfangen von Unwetterschadenmeldungen bietet.

Arbeiten in der Kantonalen Notrufzentrale ©️Kantonspolizei Aargau

Arbeiten in der Kantonalen Notrufzentrale ©️Kantonspolizei Aargau

A = Löschwasserversorgung
B = Feuerwehrfahrzeuge
C = Feuerwehrlokale
D = Jahrespauschale an theoretische Investitionskosten einer Feuerwehr

Die Einsätze im Überblick

Im Berichtsjahr wurden die aargauischen Feuerwehren zu 5’687 (2020: 4’918) Einsätzen aufgeboten.

Die Einsätze der Feuerwehren im Überblick20212020
Gebäudebrände269302
Waldbrände2034
Gras-, Bord- und Abfallbrände3662
Fahrzeugbrände5258
Elementarereignisse1’124451
Öl-, Chemie- und Umwelteinsätze299355
Rettungen bei Verkehrsunfällen3020
Personenrettungen aus Wohnungen, Lift usw.605555
Tierrettungen5760
Wespen- und Hornissennester entfernen152798
Verkehrsregelungen, Saalwache etc.293103
Andere Hilfeleistungen1’6721’062
Alarm ohne Einsatz (vorwiegend automatische Brandmeldungen)1’0781’058
Total5’6874’918