Innovationen verlangen nach Instruktion

Mit den technischen Innovationen bei den Feuerwehrgerätschaften steigt im 19. Jahrhundert auch der Bedarf nach einer sachgerechten und wirkungsvollen Instruktion der Feuerwehren, die von den Neuentwicklungen profitieren sollen. So steckt sich der Schweizerische Feuerwehrverband (SFV), der 1870 ins Leben gerufen wird, auch das Ziel, die Instruktion der Feuerwehren zu verbessern und zu reglementieren. Erste Kurse zur Schulung von Instruktoren, die insbesondere um die Ausbildung von Kaderpersonen und Feuerwehrleuten mit Spezialaufgaben bemüht sein sollen, werden durchgeführt. Allerdings bleibt der Kanton Aargau bis zur Gründung des Aargauischen Feuerwehrverbands (AFV) 1902 ohne Instruktoren.

Die Instruktoren der AGV bereiten sich auf den Prüfungstag für Instruktorenanwärter vor
Urs Ribi, Abteilungsleiter Feuerwehrwesen bei der Aargauischen Gebäudeversicherung, am Informationsabend für Instruktorenanwärter

Erste kantonale Instruktorenkurse finden in den 1920er-Jahren statt

Die ersten Instruktoren aus dem Aargau werden an den Kursen des SFV ausgebildet. Erst in den Jahren 1925 und 1927 veranstaltet die AGV die ersten kantonalen Instruktorenkurse. Vier Jahre später, das Instruktorenkorps im Aargau umfasst zu dem Zeitpunkt 22 Mann, erhalten die Instruktoren eine Vertretung im Vorstand des Feuerwehrverbands. Gleichzeitig wird die Aargauische Feuerwehrinstruktorenvereinigung (AFIV) gegründet.

Höchstzahl an Instruktoren wird 1995 erreicht

Weitere kantonale Ausbildungskurse zum Instruktor veranstaltet die AGV in den Jahren 1940, 1946, 1954 und 1959. Der letzte kantonale Ausbildungskurs zum Instruktor mit 32 Absolventen findet 1964 in Zurzach statt. Das Instruktorenkorps besteht nun aus 74 Offizieren. Diese letzte, signifikante Vergrösserung des Korps entspricht einem starken Bedürfnis nach mehr Ausbildnern, denn die Aufgaben der Instruktoren mehren sich stetig. Um die Instruktorenausbildung in der Schweiz zu vereinheitlichen, koordinierte und organisierte ab 1965 bis ins Jahr 2011 der SFV, genauer die Schweizerische-Feuerwehren Instruktorenschule (SFIS), die Ausbildung. Seit 2012 obliegt die Organisation und die Durchführung der Instruktorenausbildung der Feuerwehrkoordination Schweiz (FKS).

Während der langen Zeit der Instruktorenausbildung erreichte die Anzahl Aargauer Instruktoren 1995 mit 124 aktiven Instruktoren den Höchststand. Heute, 2019, sind es eine Instruktorin und 71 Instruktoren.

«Instruktorendienst ist Dienst am Mitmenschen»

Im Jahr 2000 hat ein Instruktor jährlich 18 Tage im Instruktionsdienst tätig zu sein sowie 7 Inspektionen zu begleiten. Dabei gilt auch mit Anbruch des neuen Jahrtausends weiterhin, was Walter Baldinger, der ehemalige Obmann der AFIV, schon im Jahr 1977 in der Festschrift zum 75-Jahre-Jubiläum des AFV schreibt: «In der Instruktion tätig zu sein, heisst zu verzichten auf kostbare Freizeit, und dies zusätzlich zum ordentlichen Feuerwehrdienst in der Gemeinde. […] Ziel [der Instruktoren] war und ist es, die Kader der Feuerwehren aus- und weiterzubilden, um gerüstet zu sein zum Dienst am Mitmenschen und zum Ansehen und Nutzen unseres Korps.» Heute liegt der Durchschnitt immer noch bei jährlich 18 Tagen Instruktorendienst und umfasst hauptsächlich Ausbildung, Inspektionen und Übungskontrollen.

Kandidaten müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllen

Der Aufgabenbereich der Instruktoren und Instruktorinnen umfasst heute im Wesentlichen vier Aspekte:

  1. Ausbildung von Feuerwehrkadern und Spezialisten und Spezialistinnen an Kursen der AGV
  2. Durchführung von Inspektionen und Übungskontrollen
  3. Beratung von Feuerwehrkadern und Behörden
  4. Mitarbeit in Arbeitsgruppen der AGV

Kandidierende für einen Instruktorenposten haben im Aargau verschiedene Voraussetzungen zu erfüllen. So müssen sie zwischen 25 und maximal 44 Jahre alt sein und eine Ausbildung abgeschlossen haben. Daneben wird verlangt, dass sie aktiven Feuerwehrdienst leisten und zwei Jahre an praktischer Erfahrung als aktive Feuerwehroffiziere besitzen sowie sämtliche Kurse, auch in den Bereichen Atemschutz und TLF/MS, absolviert haben.

Weiterbildungskurs Strassenrettung in Bad Zurzach
Knotenlehre am Weiterbildungskurs Offiziere in Brugg

Die Inpflichtnahme folgt auf ein mehrstufiges Auswahlverfahren

Das Auswahlverfahren für Instruktoren und Instruktorinnen beginnt mit einem Informationsabend der AGV. Danach haben die Anwärter und Anwärterinnen ein Anmeldeformular einzureichen. Es folgt ein von der AGV organisierter Prüfungstag, an dem die theoretischen Fachkenntnisse der Kandidierenden getestet werden. Im Anschluss gilt es, einen dreitägigen Feuerwehr-instruktoren-Trainingskurs zu bestehen, zusammen mit den Anwärtern und Anwärterinnen aus den Kantonen Bern, Baselland, Basel-Stadt, Solothurn, Wallis und Freiburg. Wird auch dieser Trainingskurs erfolgreich absolviert, wartet ein fünftägiger Basiskurs auf die Kandidierenden. Abgeschlossen wird die Basisausbildung mit der feierlichen Inpflichtnahme.

Die Kurse bringen die Feuerwehren auf Kurs

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts existiert im Aargau kein einheitliches Ausbildungssystem für die Gemeindefeuerwehren. Dies ändert sich erst mit der Gründung des Aargauischen Feuerwehrverbands (AFV) im Jahr 1902. In den 1920er-Jahren übernimmt die AGV die Gestaltung der Ausbildungskurse, deren Anzahl sich zwischen 1950 und 1977 mehr als verdoppelt.

Mit Gründung des AFV wird das Kurswesen institutionalisiert

Im letzten Quartal des 19. Jahrhunderts sind die Gemeindefeuerwehren im Aargau bis auf die Feuerwehren der Kleinstädte (u.a. Aarau, Baden, Lenzburg, Zofingen) höchstens rudimentär organisiert. Gleichzeitig erfolgt die Ausbildung von Mannschaft und Kader uneinheitlich und entspricht einem Auftrag auf Gemeindestufe. Diese Verhältnisse verhindern, wie insbesondere der Brand im ehemaligen Kloster Muri von 1889 deutlich macht, einen effizienten Löschdienst. Noch im Jahr des Klosterbrandes wird in Aarau als Konsequenz ein erster kantonaler Feuerwehrkurs veranstaltet, an dem 119 Feuerwehrmänner teilnehmen. Seine Institutionalisierung findet das Kurswesen anschliessend mit der Gründung des Aargauischen Feuerwehrverbandes (AFV) im Jahr 1902.

Kursfinanzierung erfolgt durch den Löschfonds

Der Ausbildung der Feuerwehrleute misst der AFV von Beginn an gewichtige Bedeutung zu. Entsprechend findet noch im Gründungsjahr ein weiterer Feuerwehrkurs statt. Vom 27. bis zum 30. Mai 1902 absolvieren 98 Teilnehmer aus 40 Gemeinden einen Instruktionskurs für Chargierte und Rohrführer in Aarburg. An den Kosten für die regionalen und die kantonalen Kurse beteiligt sich die AGV mit Beiträgen aus dem 1888 eingerichteten Löschfonds. Der AFV wiederum verpflichtet sich, jeweils bis Jahresende ein Arbeitsprogramm für das kommende Jahr zu erstellen. Am 29. April 1906 genehmigten die Aargauer Stimmbürger ein neues Feuerwehrgesetz. Dieses legt fest, dass die Instruktion der Feuerwehren auf Grundlage der Reglemente des Schweizerischen Feuerwehrverbandes erfolgen soll.

Die AGV übernimmt die Kursorganisation

Zu einer einschneidenden Neugestaltung des Kurswesens im Aargau kommt es im Jahr 1926 aufgrund eines neuen Regulativs für das Brandversicherungswesen. Fortan, so die Bestimmung, zeichnet die AGV verantwortlich für Organisation und Durchführung aller Feuerwehrkurse, Rapporte, Gruppenübungen und Inspektionen. Der damalige Direktor der AGV, Karl Renold, hält explizit fest, dass die intensive Zusammenarbeit zwischen Feuerwehrverband und AGV fortbestehen solle. Trotzdem führt das neue Regulativ zu Unstimmigkeiten zwischen AGV und AFV. 1931 erhält der Feuerwehrverband die Kompetenz zurück, Rohrführerkurse durchzuführen. Weitere Kurse – u.a. für Sanität und Materialverwalter – kommen in den folgenden Jahren hinzu.

Nachkriegsjahre bringen Intensivierung der Ausbildung

Im Jahr 1942 organisiert die AGV in Bremgarten einen ersten Motorspritzenkurs. Nach Ende des 2. Weltkrieges herrscht im Aargau ein Mangel an Chargierten. Deshalb werden 1946 in Rheinfelden und Muri 366 Geräteführer ausgebildet. Überhaupt kommt es in der Nachkriegszeit zu einer Intensivierung der Feuerwehrausbildung. Zwischen 1950 und 1977 wird die Anzahl der Kurstage mehr als verdoppelt. Leo Binkert, ehemaliger Direktor der AGV, schreibt 1977 in der Festschrift zum 75-Jahre-Jubiläum des AFV: «Eine intensive Ausbildung ist […] notwendig, damit die Feuerwehren den gestiegenen Anforderungen, auch im Hinblick auf die rasche technische Entwicklung, gerecht werden können.» Zunehmend werden nun auch Weiterbildungsangebote für Kader und Spezialisten ins Kursprogramm aufgenommen.

Der Beamer löst den Diaprojektor ab

Bis zu Beginn der 90er-Jahre erfolgt die Wissensvermittlung in den Feuerwehrkursen primär sachbezogen. Ab 1992 richtet sich das Kursangebot vermehrt an den geforderten Führungsstrukturen in den Feuerwehren aus. Der Stoff umfasst nun auch ausbildungsmethodisches Wissen. Klassenlehrer-ordner werden erstellt, PC und Beamer lösen in den Klassenzimmern Schreibmaschine und Dia-projektor ab. Für Lektionen zu Spezialgebieten werden externe Referenten an die Kurse eingeladen. Ab 1997 ist der Besuch von Einführungskursen im Feuerwehrdienst und im Atemschutz für Neueingeteilte obligatorisch. Im gleichen Jahr werden auch die im Auftrag der AGV veranstalteten Wiederholungskurse für Chargierte und Chefs von Spezialabteilungen als obligatorisch erklärt.

Die AGV bildet jährlich rund 5000 Personen aus

Die AGV führte pro Jahr rund 100 Kurse durch mit insgesamt rund 5'000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Im Jahr 2018 veranstaltete die AGV u.a. Einführungskurse für Angehörige der Feuerwehr sowie Einführungskurse für Gruppenführer. Zudem führte sie Fachkurse zu den Themen Verkehrsdienst und Elementarschadenintervention sowie ein Weiterbildungskurs Strassenrettung durch. Ebenso organisierte die AGV Weiterbildungskurse für Offiziere und Offizierinnen, wobei hier das Hauptaugenmerk bei der Kursgestaltung auf die Persönlichkeits- und Teamrollenanalyse gelegt wurde.