TECHNISCHER FORTSCHRITT BEI DEN EINSATZMITTELN DER FEUERWEHR

Einsatzmittel früher und heute

Nach mehr als zwei Jahrtausenden, in denen die archaischen Instrumente zur Bekämpfung des Feuers kaum eine Weiterentwicklung erfuhren, folgen sich seit rund eineinhalb Jahrhunderten die technischen Fortschritte fast auf dem Fusse. Beispielsweise die Einführung eines Hydrantensystems, die Entwicklung von aussenluftunabhängigen Atemschutzgeräten, oder die Entwicklung von der einfachen Leiter zu der heutigen Autodrehleiter.

Die Hydranten arbeiten mit Hochdruck

Eine signifikante Erleichterung für den Löscheinsatz bedeutete die Entwicklung von Hydrantenanlagen und -netzen, die beispielsweise 1866 in Basel und 1868 in Bern in Betrieb genommen wurden. Im Aargau wurden die ersten Hydrantenanlagen 1876 in Ennetbaden und Rheinfelden gebaut. «Das Löschwasser konnte – mit dem notwendigen Druck für die Brandbekämpfung – direkt vom Hydranten bezogen werden und die personalintensive Handdruckspritze verlor an Bedeutung», heisst es in der 100-Jahre-Jubiläums-Schrift des Aargauischen Feuerwehrverbands. Genau 100 Jahre nach in Betriebnahme der ersten Hydranten waren im Kanton Aargau 21’840 Hydranten installiert, alle Gemeinden verfügten nun über eine Hydrantenanlage.

Historische Hydranten ausgestellt im Aargauischen Feuerwehr und Handwerkermuseum in Endingen
Historische Feuerwehrhelme ausgestellt im Aargauischen Feuerwehr und Handwerkermuseum in Endingen

Von Stock zu Stock

Essenziell für Rettungen und die Brandherdbekämpfung ist die Leiter. Eine Alternative zur rudimentären Anstellleiter wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelt. Mit der Haken- oder Stockleiter konnte sich der Feuerwehrmann per Stockleiterngang an einem Gebäude Stock für Stock «hocharbeiten». Handschiebeleitern, die noch heute in allen Feuerwehren zum Einsatz kommen, sind gegenüber sehr langen Anstellleitern leichter zu handhaben. Mechanische Leitern oder Drehleitern sind auf einen fahrbaren Untersatz montiert. Die weltweit zweite Drehleiter mit einer Länge von 14 Metern wurde 1805 in Baden von Wagnermeister Lang konstruiert. Die unbestrittene Königin unter den Leitern ist aber die Autodrehleiter (ADL), über die im Aargau alle Stützpunktfeuerwehren verfügen.

Mit komprimierter Luft zum Herd des Brandes

Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei den Feuerwehren im Aargau ein taktisches Umdenken einsetzte und man das Feuer im Innern eines Gebäudes an seinem Brandherd zu bekämpfen begann, stellte sich eine gefahrenreiche Herausforderung. Die Feuerwehrleute mussten gegen den beissenden Rauch und Gase geschützt werden. Mehr schlecht als recht geschah dies anfänglich schlicht mit einem nassen Schwamm, der unter die Nase gedrückt wurde. Erst ab den 1930er-Jahren kamen sogenannte aussenluftunabhängige Atemschutzgeräte zum Einsatz, die es erlauben, komprimierte Atemluft in einer Flasche am Rücken mitzuführen und mittels Druckminderungsvorrichtungen und einer Atemschutzmaske zu konsumieren. Die Atemschutzeinheit, heute mit hoch technisierten Atemschutzgeräten ausgerüstet, ist aus keiner Feuerwehrorganisation mehr wegzudenken.

Stützpunktfeuerwehren leisten Hilfe für eingeklemmte Personen

Ein wichtiger Auftrag besteht für die Aargauer Feuerwehren, nicht überraschend für den Autobahnkanton Aargau, in den Strassenrettungen. Ursprünglich wurde diese Aufgabe von den einzelnen Feuerwehrorganisationen ausgeführt, heute obliegt sie elf Stützpunktfeuerwehren. Diese sind mit dem notwendigen Material wie hydraulischen Rettungsscheren und Wagenhebern ausgerüstet, um eingeklemmte Personen bei einem Verkehrsunfall befreien zu können.

Brandschutzbekleidung hat strengen Richtlinien zu genügen

Die Brandschutzbekleidung der Angehörigen der Feuerwehr setzt sich zusammen aus Jacke, Hose, Handschuhen, Schuhwerk und Helm. Hinzu kommt der Haltegurt mit einem Karabinerhaken. Auch diese Feuerwehrmaterialien erfahren ständige Verbesserungen und Optimierungen. Ausserdem hat die Brandschutzbekleidung heute strengen Vorschriften und Richtlinien zur Unfallverhütung zu genügen. Wie im Kapitel «Ein neues Beschaffungskonzept für den Aargau» zu lesen ist, will die AGV die Beschaffung der Brandschutzbekleidung zurzeit neu organisieren.