Geschichte der Feuerwehr

GESCHICHTE DER FEUERWEHR

Das Bestreben, den Naturgewalten zu trotzen und sie, soweit möglich, unter Kontrolle zu bringen durch kulturelle Techniken und deren Institutionalisierung, bildet eine Grundkonstante der Menschheitsgeschichte. Entsprechend haben bereits die frühesten Gesellschaften versucht, organisiert gegen die vernichtende Gewalt des Feuers vorzugehen.

In alter Zeit

Die Existenz von Löschmannschaften ist bereits für das alte Ägypten belegt. Es waren die Sklaven, die für die gefährliche Brandbekämpfung abkommandiert wurden. Gleiches gilt für das antike Rom. Der Löschtrupp zur Zeit der Regentschaft von Kaiser Augustus bestand aus 600 Sklaven. Im 6. Jahrhundert nach Christus waren es dann 7’000 freigelassene Sklaven, die als vigiles, also «Wächter», die Löscheinsätze zu verrichten hatten.

Städte blieben bezüglich der Feuergefahr bis ins Mittelalter äusserst anfällig. Beim Grossbrand von London im Jahr 1666 wurden innerhalb von vier Tagen 13’000 Häuser zerstört.

Feuerwehrdienst als Bürgerpflicht

In den mittelalterlichen Städten gehörte der Feuerwehrdienst wie auch der Wachtdienst zu den Bürgerpflichten der kriegstauglichen Männer. In den Zunftstädten übernahmen ab dem 14. und 15. Jahrhundert die Zünfte die Organisation der Feuerwehren.

Einsätze ausserhalb der eigenen Ortschaften leisteten die Feuerwehren erst ab dem 16. Jahrhundert. Nun wurden auch Feuerläufer und Feuerreiter ausgeschickt, um in den umliegenden Ortschaften Verstärkung anzufordern.

Taktische Weiterentwicklung

Noch bis ins letzte Jahrhundert bekämpften die Feuerwehren das Feuer von aussen nach innen. Bei einem Feueralarm fanden sich die Löschtruppen auf einem Sammelplatz zusammen. In einem ersten Schritt wurde ein Ausbreiten des Feuers durch das Auslegen von nassen Tüchern unterbunden. Das in Eimern herangeschaffte Wasser diente dazu, die brennende Fassade zu löschen. Erst danach wandte man die Löschbemühungen dem Brandherd zu.

Im Aargau kam es erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Umdenken und einem veränderten Vorgehen. Nun bemühten sich die Löschmannschaften darum, die Leitungen bis zum Brandherd zu führen und das Feuer im Hausinnern zu bekämpfen.

Allgemeine Feuerwehrpflicht besteht seit Kantonsgründung

Im Kanton Aargau bestand eine allgemeine Feuerwehrpflicht im Grunde schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts. So hiess es in der Feuerordnung von 1806: «Ein jeder Bürger und Einwohner, in Städten und auf dem Lande, so eine eigene Haushaltung und einen eigenen Heerd führt, soll bei einer Strafe von 4 Franken einen tauglichen ledernen oder hölzernen Eimer haben, der mit seinem Namensbuchstaben bezeichnet, und an einem schicklichen Ort aufbewahrt werden muss.»

Ebenfalls hielt die Feuerordnung fest, dass jede Gemeinde mindestens zwei bis vier Feuerleitern, vier bis acht Feuerhaken und ab einer Grösse von 50 Häusern eine Feuerspritze anzuschaffen habe.

Ein Unglück führt zu Optimierungen

Damit die Feuerwehrarbeit im Aargau nachhaltige Optimierung erfuhr, musste es erst zu einem grossen Brandunglück kommen. Am 21. August 1889 geriet der Mittelbau des ehemaligen Klosters Muri in Brand. Am Einsatzort herrschte ein veritables Chaos. Niemand hatte das Oberkommando inne. In aller Deutlichkeit trat zutage: Das Feuerwehrwesen im Kanton Aargau bedurfte dringend der Reorganisation. Noch im Jahr 1889 fand ein erster kantonaler Feuerwehrkurs mit 119 Teilnehmern statt. Im Oktober 1902 erfolgte die Gründung des Aargauischen Feuerwehrverbandes zur Förderung und zum Ausbau des Feuerlöschwesens im Kanton.

Ein Jahrhundert der Meilensteine

Ausgehend vom Brand im Kloster Muri und den in der Folge initiierten Umstrukturierungen erhöhte sich der Organisationsgrad des Feuerwehrwesens im Kanton Aargau während des 20. Jahrhunderts kontinuierlich. Aus der ergiebigen Zusammenarbeit von Gemeinden, Feuerwehren und der AGV resultierten diverse Prozesse und Konzepte, die zu einer Steigerung der Effizienz der Feuerwehrarbeit führte und die Feuerwehren fit machten für neue Herausforderungen. Die folgende Zeitachse hält die Meilensteine in der Entwicklung des Feuerwehrwesens im Kanton Aargau fest:

Meilensteine des kantonalen Feuerwehrwesens:

1890:

Die AGV beteiligt sich am kantonalen Löschfonds

1905:

Die ersten Offiziere aus dem Aargau werden zu Instruktoren ausgebildet

1920er:

Die AGV übernimmt die Verantwortung für das Kurswesen im Kanton Aargau

1924:

Aarau beschafft als erste Feuerwehr im Kanton eine Automobilspritze

Ab 1930:

Entwicklung von Atemschutzgeräten sind der Umstellung der Feuerwehrtaktik auf den Innenangriff förderlich

1960er:

Das seit den 1930er/40er Jahren etablierte Netz an Stützpunktfeuerwehren wird erweitert

Ab 1970er:

Ein Zusammenschluss von mehreren Gemeindefeuerwehren wird möglich.

1990er:

Einführung von Feuerwehr-Grössenklassen

2000:

Die kantonale Feuerwehralarmstelle nimmt ihren Dienst auf

2007:

Unterscheidung zwischen A- und B-Stützpunktfeuerwehren wird eingeführt

2017:

Beschaffung von acht mobilen Grosslüftern durch die AGV