Gebäudeversicherung

Gebäudeversicherung

Das Geschäftsjahr 2022 geht mit dem zweitgrössten Brandschadenfall überhaupt in die Geschichte der AGV ein. Der Brand ereignete sich am 29. Mai 2022 in Spreitenbach. Betroffen waren insgesamt 14 Liegenschaften, mit einer Gesamtschadensumme von rund CHF 17.38 Mio. In den ersten Monaten des Geschäftsjahres wurden diverse Sturm- und Hagelschäden registriert, die das Geschäftsergebnis jedoch nicht massgeblich beeinflusst haben. Der Abbau der Schätzungspendenzen konnte nicht wie geplant vorangetrieben werden. Zu den Pendenzen als Folge des Grossschadenereignisses 2017 (Hochwasser/Überschwemmung in Zofingen) kam mit der durch Covid-19 ausgelösten Pandemie ein weiterer Faktor hinzu, der mit «ausserordentlicher Lage» sowie erschwerten Bedingungen den Abbau nochmals verzögerte. Last, but not least ereigneten sich 2021 weitere Elementarereignisse, die den Pendenzenberg nochmals ansteigen liessen. Aktuell sind rund 9’500 Schätzungen pendent.

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Neue Aufbauorganisation

Seit dem 1. August 2022 ist die Abteilung Gebäudeversicherung neu organisiert. Die aktuelle Aufbauorganisation ist das Resultat einer vertieften Analyse und unterstützt die strategische Stossrichtung der AGV zur Steigerung der Kunden- und Dienstleistungsorientierung stärker. Die klaren Aufgabenzuteilungen fördern ein effizientes Arbeiten. Zugleich ermöglichen sie die stete Digitalisierung der Arbeitsabläufe.

Aufbauorganisation Gebäudeversicherung

Kennzahlen Feuer- und Elementarschadenversicherung 2022

  • Der Versicherungswert aller bei der AGV versicherten Gebäude stieg um 3.45 Prozent auf CHF 234 Mrd. (2021: CHF 226.2 Mrd.).
  • Die Anzahl versicherter Gebäude erhöhte sich per Ende 2022 insgesamt um 0.46 Prozent auf 235’099 (2021: 234’013).
  • Die Nettoprämieneinnahmen betrugen CHF 85.42 Mio. (2021: CHF 82.8 Mio.). Die höheren Einnahmen sind im Einklang mit dem Anstieg des gesamten Versicherungswerts. Zudem wurden aufgrund des seit Jahren wieder angestiegenen Indexes die Versicherungswerte um 2.26 Prozent erhöht.
  • Im Berichtsjahr wurden insgesamt 5’271 Gebäude geschätzt (2021: 3’169). Der Abbau der angemeldeten Schätzungen schreitet voran, wobei die hohe Zahl der pendenten Schätzungen nicht spürbar sinkt, da im Berichtsjahr 4’885 neue Gebäude zur Schätzung angemeldet wurden.
  • Die Prämiensätze für die Feuer- und Elementarschadenversicherung blieben unverändert. Im Durchschnitt betragen sie inklusive eidgenössischer Stempelabgabe sowie Präventionsabgaben für die Intervention sowie Prävention CHF 0.456 pro CHF 1’000 Versicherungswert.
  • Insgesamt wurden der AGV 3’539 Feuer- und Elementarschäden (2021: 9’189) gemeldet. Die Schadensumme betrug CHF 40.3 Mio. (2021: CHF 88.53 Mio.).

Freiwillige Gebäudewasserversicherung

Die Schadensumme hat sich im Berichtsjahr gegenüber dem Vorjahr normalisiert, sie liegt trotzdem noch über dem 20-Jahre-Durchschnitt von CHF 25 Mio. Die Anzahl Schadenmeldungen betrug 6’272 (2021: 9’177) mit einer Schadensumme von CHF 30.89 Mio. (2021: CHF 40.79 Mio.).

Das Portefeuille der Gebäudewasserversicherung wird aktuell einer detaillierten Analyse unterzogen, um durch geeignete Mass­nahmen in Zukunft wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen zu können.  

Bauzeitversicherung

Die Zahl der Anmeldungen zur Bauzeitversicherung erhöhte sich leicht auf 3’747 (2021: 3’658). Die Erhöhung beträgt rund 2.4 Prozent (2021: –5.6 Prozent). Die Entwicklung war für Neu- und Umbauten uneinheitlich. Die Anmeldungen für neue Wohnbauten reduzierten sich um 115 (–13.1 Prozent), dagegen stiegen sie für Umbauten um 99 (+6.9 Prozent). Bei den übrigen Bauten stiegen die Anmeldungen für Neu- und Umbauten, bei den Neubauten um 60 (+6.5 Prozent) und bei den Umbauten um 45 (+10.9 Prozent).

Gegenüber dem Vorjahr sank der Versicherungswert auf CHF 3.68 Mrd. (2021: CHF 3.93 Mrd.), was einer Abnahme von 6.4 Prozent entspricht (2021: +17.1 Prozent).

Bei den neuen Wohnbauten reduzierte sich der Versicherungswert um CHF 237.6 Mio. beziehungsweise um 30 Prozent (2021: CHF 4.14 Mio. beziehungsweise 0.28 Prozent). Ebenfalls reduzierte sich der Versicherungswert für Neubauten in der Kategorie übrige Bauten um CHF 340.3 Mio. beziehungsweise 23.1 Prozent (2021: CHF 488.33 Mio. beziehungsweise 48 Prozent).

Bei den Umbauten in der Kategorie Wohnbauten verzeichnete die AGV eine Erhöhung um CHF 50.1 Mio. beziehungsweise 12.3 Prozent (2021: CHF –102.56 Mio. beziehungsweise –20 Prozent) und in der Kategorie übrige Bauten eine Steigerung des Versicherungswerts um CHF 275.9 Mio. beziehungsweise 51.5 Prozent (2021: 182.49 beziehungsweise 51.6 Prozent).

A = Wohnbauten (Neubau)
B = Übrige Bauten (Neubau)
C = Wohnbauten (Umbauten)
D = Übrige Bauten (Umbauten)

A = Wohnbauten (Neubau)
B = Übrige Bauten (Neubau)
C = Wohnbauten (Umbauten)
D = Übrige Bauten (Umbauten)

Feuerschäden

Insgesamt wurden der AGV 824 Feuerschäden gemeldet (2021: 796). Die Anzahl Feuerschäden stieg um 3.5 Prozent (2021: 17 Prozent). Die Schadensumme betrug  CHF 32.18 Mio. (2021: 18.25 Mio.). Sie erhöhte sich damit um 76.3 Prozent (2021: 23.2 Prozent). Die starke Zunahme ist auf den Grossbrand in Spreitenbach im Mai zurückzuführen. Durch den Grossbrand liegt die Jahresschadensumme CHF 3 Mio. über dem 20-Jahre-Durchschnitt (2021: keine Angabe). Damit ist der rückläufige Trend bei den Feuerschäden jedoch nicht widerlegt.

Die 20 grössten Brandfälle 2022 machten rund 77.2 Prozent der gesamten Feuerschadensumme aus (2021: 53 Prozent). Im Berichtsjahr sind es 33 Fälle, die eine Schadensumme von CHF 100’000 und höher aufweisen (2021: 36).

Die gesamte Schadenbelastung durch Feuerschäden betrug im Berichtsjahr CHF 0.137 pro CHF 1’000 Versicherungswert (2021: CHF 0.081).  Sie liegt damit über dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre von CHF 0.122 pro CHF 1’000 Versicherungswert.

Blitzschlag

Der AGV wurden im Berichtsjahr insgesamt 311 Blitzschäden gemeldet (2021: 242). Damit waren Blitzschäden die Spitzenreiter unter den Brandursachen. Die Schadensumme lag mit CHF 1.33 Mio. leicht höher als im Vorjahr (2021: CHF 1.2 Mio.). Bei der Verteilung der Blitzschäden auf direkte und indirekte Blitzschläge zeigte sich ein Übergewicht der indirekten mit 275 und einer Schadensumme von CHF 0.875 Mio. (2021: 228 Einschläge mit einer Schadensumme von CHF 1.02 Mio.). Die Anzahl der direkten Blitzschläge lag bei 36 mit einer Schadensumme von CHF 0.458 Mio. (2021: 14 Einschläge mit einer Schadensumme von 0.186 Mio.). Von einem indirekten Blitzschaden wird gesprochen, wenn ein Blitz ausserhalb des Gebäudes in eine Stromleitung einschlägt und dadurch eine Überspannung entsteht, die an elektrischen Einrichtungen und Geräten im Gebäude einen Schaden verursacht.

Brände durch Elektrizität

Wie im Vorjahr war die Brandursache Elektrizität die zweithäufigste. Es zeigt sich jedoch eine steigende Tendenz bei Bränden durch Elektroinstallationen und -geräten. Im Berichtsjahr sind rund 20 Prozent der Brandschäden auf fehlerhaften Umgang mit Elektrizität zurückzuführen (2021: 30 Prozent), das sind 15 Prozent der Feuerschadensumme (2021: 27 Prozent). Dies entspricht 172 Schadenfällen (2021: 234) mit einer Schadensumme von CHF 4.94 Mio. (2021: CHF 5.08 Mio.).

Ungeklärte Ursache

Die Anzahl Brände mit ungeklärter Ursache betrug im Berichtsjahr 60 (2021: 51) und lag damit an vierter Stelle. Wird jedoch die Schadensumme betrachtet, so liegen die Brände, deren Ursache nicht ermittelt werden konnte, mit einem Anteil von 57.5 Prozent (2021: 37 Prozent) in Führung. Dies entspricht einer Schadensumme von CHF 18.49 Mio. (2021: CHF 6.8 Mio.).

Grösster Brand in Spreitenbach

Der grösste Brandschaden des Berichtsjahres ereignete sich am 29. Mai 2022 in Spreitenbach. Beim Eintreffen der Feuerwehr war das Gebäude, von dem der Brand ausging, bereits völlig abgebrannt. Das Feuer konnte sich auf die naheliegenden Gebäude ausbreiten, die in der Folge ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden. Insgesamt waren 14 Gebäude von diesem Brandereignis betroffen. Die Ursache ist nicht bekannt. Es kamen bei diesem Ereignis glücklicherweise keine Personen zu Schaden. Die Schadensumme betrug CHF 17.38 Mio. Damit ist dieser Brand der zweitgrösste in der Geschichte der AGV, nach dem Campus-Brand in Brugg-Windisch im Jahr 2013 (Schadensumme: CHF 25 Mio.).

Brand Spreitenbach
Brand Spreitenbach

Zweitgrösster Brand in Böztal

Am 6. August 2022 ereignete sich der zweitgrösste Brand des Berichtsjahres mit einer Schadensumme von CHF 1.6 Mio. Das ehemalige Ökonomiegebäude wurde dabei komplett zerstört. Die Ursache ist nicht bekannt.

Brand Böztal

Drittgrösster Brand in Zurzach

Am 5. August 2022 ereignete sich der drittgrösste Brand, mit einer Schadensumme von CHF 0.9 Mio. Die Gewerbeliegenschaft wurde mit grösster Wahrscheinlichkeit durch eine technische Ursache Opfer der Flammen.

Brand Zurzach
Brand Zurzach

Elementarschäden 2022

Mit zwei Winterstürmen im Februar sowie einem Hagelsturm im Juni verlief es im Bereich der Naturgewalten im Berichtsjahr eher ruhig. Keines dieser Ereignisse hatte sehr viele Schäden zur Folge. Die Intensität und das Schadenausmass waren moderat.

Das Sturmtief Roxana zog vom 6. auf den 7. Februar über den gesamten Kanton Aargau. Der AGV wurden 338 Sturmschäden gemeldet, mit einer gesamthaften Schadensumme von CHF 1 Mio. Damit war es das grösste Elementarereignis des Berichtsjahres. Das drittgrösste Ereignis fand zwei Wochen später statt, am 20. und 21. Februar. Auch bei diesem Ereignis war ein Sturmtief für die Schäden verantwortlich. Das Sturmtief Antonia verursachte über den gesamten Kanton Aargau verteilt 169 Schäden. Die Schadensumme betrug CHF 0.458 Mio. Das zweitgrösste Schadenereignis war dann auf ein Unwetter am 22. Juni zurückzuführen. Aus den Regionen Zofingen und Oftringen wurden 187 Schäden gemeldet, hauptsächlich verursacht durch Hagel. Die Schadensumme liess sich mit CHF 0.924 Mio. beziffern.

Sturmtief Roxana, 6./7. Februar 2022

Sturmtief Roxana

Sturmtief Antonia, 20./21. Februar 2022

Sturmtief Antonia

Unwetter vom 22. Juni 2022

Unwetter vom 22. Juni 2022

Insgesamt wurden der AGV im Berichtsjahr 2’715 Elementarschäden (2021: 8’393) gemeldet. Die Schadensumme betrug rund CHF 8.11 Mio. (2021: CHF 70.28 Mio.).

Die Belastung bei den Elementarschäden betrug im Berichtsjahr CHF 0.035 pro CHF 1’000 Versicherungswert (2021: CHF 0.31). Der Durchschnitt der letzten 20 Jahre beträgt CHF 0.14 pro CHF 1’000 Versicherungswert.

Elementarschäden ganzes Jahr 2022

Elementarschäden ganzes Jahr

Gebäudewasserversicherung

Kennzahlen Gebäudewasserversicherung 2022

  • Die Zahl der versicherten Gebäude reduzierte sich um 241 und betrug 114’206 (2021: 114’447).
  • Der Versicherungswert stieg leicht um 2.33 Prozent auf CHF 103.2 Mrd. (2021: CHF 100.84 Mrd.).
  • Die Nettoprämieneinnahmen betrugen CHF 28.7 Mio. (2021: CHF 27.9 Mio.).
  • Der Prämiensatz verblieb bei CHF 0.290 pro CHF 1’000 Versicherungswert (2021: CHF 0.290).
  • Insgesamt wurden der AGV im Berichtsjahr 6’272 Gebäudewasserschäden gemeldet (2021: 9’177). Die Anzahl gemeldeter Fälle sank um rund 31.7 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2021: 34.2 Prozent). Die Schadensumme betrug CHF 30.89 Mio. (2021: CHF 40.79 Mio.), was einer Reduktion von 24.3 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht (2021: 36.3 Prozent).

Die Zusatzversicherung Aqua Plus verzeichnete eine Zunahme von 3’361 (2021: 13’105). Im Berichtsjahr verfügten 85’994 Gebäude über diese sinnvolle Zusatzversicherung (2021: 82’633). Damit verfügen rund 75 Prozent (2021: 72 Prozent) aller bei der AGV gegen Wasserschäden versicherten Gebäude über diese Deckungserweiterung.

Schäden Gebäudewasserversicherung

Das Ausbleiben von Unwetterereignissen hatte auch Auswirkungen auf die Gebäudewasserschäden, die Schadenbelastung konnte sich gegenüber dem Vorjahr normalisieren. Dies wird bei einer genaueren Betrachtung der nach Schadenursachen aufgeschlüsselten Schadensumme ersichtlich. So ist die Schadenursache Leitungsbrüche mit CHF 11.4 Mio. die höchste Schadensumme im Berichtsjahr. Dieser Wert entspricht der Vorjahressumme. Hingegen hat sich die Schadensumme aufgrund von Rückstau mit CHF 1.3 Mio. (2021: CHF 5.5 Mio.) stark reduziert. Eine ähnliche Entwicklung weist die Schadensumme der Ursache Grundwasser mit CHF 0.6 Mio. (2021: CHF 3 Mio.) auf. 

Grösster Gebäudewasserschaden in Untersiggenthal

Am 14. November ereignete sich der grösste Wasserschaden des Berichtsjahres in einer Kirche. Ein Defekt an der Luftbefeuchtungsanlage, die an die Wasserleitung angeschlossen ist, verursachte einen Schaden in der Höhe von CHF 0.21 Mio.

Wasserschaden Untersiggenthal
Wasserschaden Untersiggenthal

Zweitgrösster Wasserschaden in Rothrist

Dieser Schaden mit einer Schadensumme von CHF 0.11 Mio. ereignete sich am 15. Juli in einem Mehrfamilienhaus. Der Schaden entstand durch überlaufendes Wasser aus einem Lavabo.

Wasserschaden Rothrist

Drittgrösster Wasserschaden in Baden

Am 10. August führte ein Leitungsbruch in einer Gewerbeliegenschaft mit Wohnungen zum drittgrössten Wasserschaden im Berichtsjahr. Die Schadenhöhe betrug CHF 0.095 Mio.

Wasserschaden Baden

Die gesamte Schadenbelastung durch Wasserschäden im Berichtsjahr betrug CHF 0.299 (2021: CHF 0.405) pro CHF 1'000 Versicherungssumme. Damit sank diese zwar, liegt aber immer noch über dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre mit CHF 0.270 pro CHF 1’000 Versicherungssumme.